Yoga für Fortgeschrittene

In dem Buch „Zen Geist - Anfänger Geist“ beschreibt Suzuki Roshi jene Grundhaltung, die einen spirituellen Fortschritt möglich macht - und im Yoga ist es eigentlich nicht anders.

Das Innen zählt

In dem Moment, in dem wir uns einbilden, dass wir schon viel wissen und können, bzw. dass es im Yoga um Wissen und Können geht, ist eine spirituelle Entfaltung schwer möglich. Fortgeschrittene Yogapraxis wird oft mit atemberaubenden Positionen und Körperbeherrschung assoziiert.

Dr. Robert Svoboda - einer der herausragendsten Kenner vedischer Philosophie, dem ich in Indien begegnet bin, hat das Dilemma zwischen moderner Yoga-Gymnastik und Patanjalis ursprünglicher Idee so formuliert:

“Im Yoga geht es heutzutage ausschließlich um große Bewegungen, aber Patanjali ging es um kleine Bewegungen; denn er betonte, dass im Yoga die Aufmerksamkeit nicht in die äußere Welt (pravritti) gelenkt wird, sondern nach innen (nivritti).“ Natürlich bewirkt eine ausgeglichene, regelmäßige Asana-Praxis, dass wir unseren Körper leichter durchs Leben tragen.

Ursache von körperlichen und mentalen Problemen

Wenn wir tatsächlich unsere Yogaerfahrung vertiefen wollen, geht es um feinere Phänomene wie Atem, Geist und Herz und nicht darum, auf dem Kopf zu stehen, im Lotus zu sitzen oder sich im Spagat zu strecken. In Indien wird im Hatha-Yoga der Schwerpunkt nicht nur auf Asana sondern genauso auf Pranayama gelegt, weil durch Atemübungen die sattvische Grundlage effektiv für die Meditation entfaltet werden kann.

Durch bewusstes Nicht-Wollen und Nicht-Wissen werden Gedanken über Vergangenheit und Zukunft zum Verblassen gebracht; erst dann wird dieser Augenblick in seiner Einzigartigkeit erstrahlen. Aber im Yoga geht es nicht nur um entspannte Gegenwärtigkeit, sondern schlussendlich um die Auflösung jener Ich-Identifikation (Asmitha) mit Körper und Geist, die die Ursache für all unsere körperlichen und mentalen Probleme sind.

Dein Körper ist ein Leihobjekt

Und erst der Alltag wird uns vor Augen führen, wie weit wir die Praxis im Leben integrieren und Wissen in Weisheit transformieren konnten und das kann manchmal eine lange Reise sein. Aadil Palkhivala, ein von mir sehr geschätzter Yoga-Lehrer, von dem ich unterrichtet wurde, schreibt in seinem Buch „Fire of Love“: “Sei dir immer bewusst, dass der Körper nur ein temporäres Phänomen ist, ein Leihobjekt der materiellen Welt. Der Grund für die Yogapraxis besteht darin, jenes zu umfassen, was permanent ist – das höhere Selbst oder Atman. Mach deine Praxis zu einem Ausdruck des Göttlichen in dir, und beobachte alles was du machst in einer distanzierten Weise und mit einem inneren Lächeln.“ Genau das nenne ich Yoga für Fortgeschrittene.

Unterrichtshinweise